Unterschätzte Gefahr: Weisser Hautkrebs

Von Danica Gröhlich, 13. Mai 2020

Die Haut vergisst nicht. Deshalb ist ein guter Sonnenschutz so wichtig. (iStock)

Bei Hautkrebs denken viele an den schwarzen. Weshalb der Weisse auf dem Vormarsch ist, wie Sie ihn erkennen und sich davor schützen.

«Trotz Corona-Krise hat die Bevölkerung im Garten, beim Joggen oder Velofahren das schöne Wetter genossen. Die Sonnenbelastung ist aber in diesen Monaten noch nicht so stark und es braucht eine jahrelange Sonnenexposition. Deshalb denke ich, dass wir keine messbare Veränderung von Hautkrebs verzeichnen werden», erklärt Dr. Gion Tscharner. Er ist im Vorstand der Schweizerischen Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie (SGDV) sowie Leiter der Nationalen Hautkrebskampagne. In seiner Praxis in Bern hat er stets ein Auge auf krankhafte Hautveränderungen.

«Sonnenterrassen» des Körpers

Die Zahlen sprechen dennoch eine deutliche Sprache: Bis zu 25’000 Menschen in der Schweiz erkranken jedes Jahr an einer Form von Hautkrebs. 90 Prozent davon sind helle Hautkrebsformen, die übrigen bilden den schwarzen Hautkrebs, sogenannte Melanome. Hierzulande sterben von den an schwarzem Hautkrebs Erkrankten ungefähr 15 Prozent, an weissen Hautkrebsarten 0,5 Prozent. Allerdings sollten wir diese Form nicht auf die leichte Schulter nehmen: Das Vorkommen der weissen Hautkrebse hat sich seit den 70er-Jahren fast verdreifacht und wird weiterhin steigen. Verantwortlich dafür sei laut Tscharner, dass wir uns vermehrt der Sonne aussetzen durch Ferien am Meer und in den Bergen sowie beim Sport im Freien. Und wir werden immer älter. Von weissem Hautkrebs betroffen seien deshalb vor allem ältere Personen, da ihre Haut längere Zeit der Sonnenbestrahlung ausgesetzt war. «Wir sprechen hier von einem kumulativen Effekt», erläutert der Dermatologe. Denn eine chronische Sonnenexposition hinterlässt natürlich Spuren: Besonders gefährdet sind Menschen, die durch ihre Berufe, etwa als Landwirt und Dachdecker oder ihre Hobbys wie Segeln, vermehrt Zeit an der Sonne verbracht haben. Ebenso Personen mit sehr heller Haut (Hauttyp I und II) sowie roten oder blonden Haaren. Der weisse Hautkrebs entsteht meist auf den «Sonnenterrassen» des Körpers. Hierzu gehören die Kopfhaut – vor allem Männer mit Glatze sollten aufpassen – und das Gesicht, hier auf Nase, Stirn, Wangen, Lippen und Ohren. Zudem Dekolleté, Schultern, Arme und Handrücken sowie bei Frauen durch das Tragen von kurzen Röcken und Hosen oft die Unterschenkel.

Dr. med. Gion Tscharner, Dermatologe (zVg)

So retten Sie Ihre Haut

Für Laien ist es häufig sehr schwierig, eine gutartige von einer bösartigen Hautveränderung zu unterscheiden. «Neu aufgetretene, unklare Hautveränderungen, welche verhornen, Krater ausbilden, bluten oder nicht abheilen, sollten einem Dermatologen gezeigt werden», rät Tscharner deshalb. Von den hellen Hautkrebsarten sind es vor allem die Spinaliome, welche Ableger (Metastasen) bilden und so zum Tod führen können. Dies ist jedoch äusserst selten. Das Risiko steigt aber mit der Zunahme der Tumordicke und bei Patienten mit geschwächtem Immunsystem. Bei frühzeitiger Behandlung besteht eine sehr grosse Heilungschance, jedoch müssen Betroffene, je nach Situation, mit entstellenden Narben nach der Operation oder Bestrahlung rechnen. Deshalb wird Dr. Tscharner nicht müde aufzuzählen, wie wir dem Hautkrebs möglichst wenig Angriffsfläche bieten: «Meiden Sie die Sonne, vor allem in der Mittagszeit! Suchen Sie Schatten auf.» Besonders hellhäutige Menschen sollten sich mit Hut und Kleidung schützen sowie eine Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor (LSF 50+) verwenden und diese dick auftragen. «Also drei Esslöffel für den ganzen Körper», empfiehlt der Hautarzt. «Legen Sie sich nicht auf die Sonnenbank und schützen Sie Ihre Kinder. Denn Sonnenbrände sind ein Risiko für die Entstehung von Hautkrebs im Erwachsenenalter.»

Zum Hautarzt in der Corona-Krise

Viele haben ihre Termine annulliert oder verschoben aus Angst vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus. Dermatologe Dr. Gion Tscharner beruhigt: «Bei uns ist das Ansteckungsrisiko wahrscheinlich viel kleiner als in einer Hausarztpraxis, aber auch kleiner als im Lebensmittelladen.» Wichtig sei, den Arztbesuch auch in diesen Zeiten nicht zu lange hinauszuzögern.


Schwarzer Hautkrebs (malignes Melanom) entsteht aus den pigmentbildenden Zellen (Melanozyten) der Haut. Die Pigmentveränderungen wachsen oft schnell, zeigen eine Asymmetrie, einen unregelmässigen Rand und verschiedene Farben. Das Melanom weist oft eine dunkelbraun bis schwarze Farbe auf, nur sehr selten fehlt das Pigment, sodass es mit einem weissen Hautkrebs verwechselt werden kann. Das Melanom gehört zu den bösartigsten Krebsarten beim Menschen.

Weisser Hautkrebs entsteht hingegen aus den normalen hornbildenden Hautzellen (Keratinozyten), welche 90 Prozent der Oberhaut (Epidermis) ausmachen. Die Bezeichnung «weisser» oder «heller Hautkrebs» ist deswegen etwas irreführend. Die Tumore sind nicht weiss, sondern hautfarben, hellrot bis rot, teils glasig-grau bis bläulich, mit Krusten und warzenartigen Verhornungen, zeigen sich als Papeln, Knoten oder offenen Geschwüren. Zu den weissen Hautkrebsen, gehören hauptsächlich das Basaliom, das Spinaliom und die Aktinischen Keratosen, wobei letztere Vorstufen der Spinaliome sind.

Die häufigste Form von Hautkrebs und auch der häufigste Krebs überhaupt ist das Basaliom, auch Basalzellkarzinom genannt. Dabei findet man zu Beginn häufig ein glasig-gräuliches bis rötliches Knötchen, das oft einem Pickel ähnlich sieht. Es kann bluten und Krusten bilden. Beim Basaliom entstehen nur sehr selten Metastasen, deshalb gilt es als halbbösartig (semimaligne). Ist es dicker wird es meist chirurgisch entfernt oder je nach Alter und Lokalisation auch bestrahlt.

Das Spinaliom (Spindelzellkarzinom) kommt etwa zehnmal weniger häufig vor als das Basaliom. Es ist meist ein schuppender oder verhornter, warzenartiger Knoten, welcher kontinuierlich wächst, sogar bis auf die Grösse einer Pflaume. Häufig kommt es zu einer Kraterbildung. Spinaliome können unbehandelt Metastasen bilden. Die Therapie der Wahl ist die chirurgische Tumorentfernung.

Die Aktinische Keratose tritt am häufigsten bei Personen mittleren und höheren Alters auf. Meist in sonnenexponierten Bereichen wie Gesicht, Hals, Ohren, Handrücken und Kopfhaut. Sie zeigt sich als rotbrauner, schuppender und rauer Fleck und fühlt sich bei Berührung wie Schmirgelpapier an. Unbehandelt entwickeln sich aus etwa 10 Prozent Spinaliome. Zur Behandlung gehören Gefrieren mittels flüssigen Stickstoffs, Spezialsalbe mit Belichtung, lokale Chemo- sowie Immun-Therapien.


Danica Gröhlich ist Redaktorin bei «gesundheitheute», der Gesundheitssendung am Samstagabend auf SRF1.
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