Bitte lächeln!

Von Danica Gröhlich, 5. Februar 2020

Bitte lächeln!
Für einen festen Biss ist gute Mundhygiene wichtig. (iStock)

Gute Mundgesundheit ist wichtig. Wir haben der Zentralpräsidentin von Swiss Dental Hygienists, dem Schweizer Berufsverband der Dentalhygienikerinnen, auf den Zahn gefühlt.

Frau Schwiete, putzen wir besser mit einer Handzahnbürste oder mit einer elektrischen?
Studien zeigen, dass elektrische Zahnbürsten zahnfleischschonender und effizienter sind als Handzahnbürsten. Denn viele können mit der Handzahnbürste nicht richtig umgehen oder putzen mit zu viel Druck. Wenn aber jemand die Putztechnik beherrscht, reinigt eine Handzahnbürste genauso gut. Unter den elektrischen Bürsten gibt es vibrierende Schallzahnbürsten und oszillierend-rotierende Rundkopfzahnbürsten. Voraussetzung für die Anwendung beider Typen ist eine Instruktion durch zahnmedizinische Fachpersonen.

Wie oft sollten wir Zähne putzen?
Wie häufig Sie reinigen, hängt von der Gesundheit der Zähne und des Zahnfleisches ab oder, ob Sie einen Zahnersatz wie Brücken, Implantate oder Kronen haben. Eine Beratung ist immer sinnvoll. Im Normalfall empfehlen wir, die Zähne mindestens zweimal pro Tag zwei bis drei Minuten mit einer fluoridhaltigen Zahnpasta zu putzen.

Direkt nach dem Essen?
Es wird empfohlen, nach jeder Mahlzeit die Zähne mit einer weichen Zahnbürste zu reinigen. Ist dies nicht möglich, sollte der Mund zumindest mit Wasser ausgespült werden. Oft heisst es, dass nach Säurekonsum eine Wartezeit von 30 bis 60 Minuten den Zahnschmelz schütze. Experten zufolge macht das aber keinen Unterschied. Bis der von Säure beeinträchtigte Zahnschmelz wieder einen Schutz vor Reibung aufgebaut hat, dauert es Stunden bis Tage. Wir empfehlen deshalb, eine möglichst weiche Bürste. Mit einfachen Tricks können Sie aber die Säure neutralisieren: Den Mund nach dem Essen mit Wasser ausspülen oder zahnfreundliche Kaugummis verwenden, welche die Bildung von Speichel fördern. Menschen mit Erosion, so nennen wir den Abbau von Zahnschmelz, sollten sich beraten lassen.

Conny Schwiete, dipl. Dentalhygienikerin
HF und Zentralpräsidentin
Swiss Dental Hygienists (z.V.g.)

Was fördert denn Erosion?
Der Zahnschmelz gehört zu den härtesten Substanzen, die unser Körper bildet. Er schützt den Zahn vor äusseren Angriffen und besteht hauptsächlich aus Mineralien. Die im Essen enthaltenen Säuren lösen solche Mineralien wie Kalzium und Phosphat aus dem Schmelz, schwächen so die Schutzschicht. Werden die Zähne nun direkt nach der Mahlzeit geputzt, reibt die Zahnbürste den geschwächten Schmelz einfach weg. In der Fachsprache heisst dieser Vorgang Abrasion. Ist der Zahnschmelz erst einmal abgebaut, kann er sich nicht wieder neu bilden. Das Zahnbein und die sich darin befindenden Nervenkanäle liegen frei. Die Folge sind schmerzempfindliche Zähne. Dieser Prozess dauert zwar sehr lange, kann aber durch falsches Zähneputzen beschleunigt werden. Säurehaltige Lebensmittel wie Fruchtsäfte, Softdrinks oder Light-Getränke mit einem pH-Wert von etwa 3 bringen ihn aus dem Gleichgewicht und begünstigen die Demineralisierung des Zahnschmelzes. Deshalb sollten Sie diese Getränke zur Mahlzeit konsumieren.

Wie entsteht Karies, also ein Loch?
In der Mundhöhle, wo es warm und feucht ist, leben immer Bakterien, deren Hauptnahrung der Zucker sowie andere Stoffe aus Speiseresten sind. Wird der Zahn nicht genügend gereinigt, bildet sich ein klebriger Belag aus Bakterien: der Biofilm. Die Bakterien vergären den Zucker innerhalb weniger Minuten zu Säuren. Diese dringen in den Zahnschmelz ein und entkalken ihn. Wenn diese Säuren etwa 200 Mal eingewirkt haben, erscheint der Zahnschmelz an dieser Stelle kreidig weiss. Man spricht vom kariösen Kreidefleck, dem ersten Anzeichen von Zahnkaries.

Und wie wirkt Zahnpasta?
Zahnpasten unterstützen die mechanische Entfernung von Biofilm, also Zahnbelag. Sie können auch Zusatzstoffe enthalten, welche helfen, Karies zu vermeiden und Entzündungen des Zahnbetts zu bekämpfen. Die Pasten bestehen aus Putzkörpern, Binde-, Konservierungs- und Feuchthaltemitteln sowie Tensiden zur besseren Verteilung der Paste auf den Zahnoberflächen. Daneben Wasser, Farb- und weitere Wirkstoffe. Zahnpasten sollten nicht zu abrasiv sein, also ohne Schmirgelwirkung, damit sie den Zahnschmelz nicht abtragen. Verwenden Sie Zahnpasten, welche Fluoride für die Kariesverhütung enthalten. Ein 15 Kilogramm schweres Kind müsste übrigens den Inhalt einer ganzen Tube schlucken, damit die wahrscheinlich toxische Dosis überschritten und es gesundheitsschädlich wäre.

Sollten wir Zahnseide verwenden?
Über 40 Prozent der gesamten Zahnoberfläche liegen zwischen den Zähnen und sind somit für die Zahnbürste unerreichbar. Die Reinigung der Zahnzwischenräume sollte einmal täglich mit passendem Hilfsmittel wie Interdentalbürsten oder Zahnseide erfolgen.

Lohnt sich eine Zungenreinigung?
Ja, denn Untersuchungen zeigen, dass der Belag auf der Zungenoberseite in rund 60 Prozent der Fälle am Mundgeruch mitbeteiligt ist. Eine tägliche Zungenreinigung mit speziellen Schabern reduziert die Anzahl geruchsbildender Bakterien. Auch Zungengels wirken keimbekämpfend und binden unangenehm riechende Schwefelverbindungen. Reinigen Sie die ausgestreckte Zunge mit sanftem Druck von hinten zur Spitze hin. Spülen Sie anschliessend den Mund mit Wasser und säubern den Zungenreiniger. Bei Brechreiz kann es helfen, die Augen während der Reinigung zu schliessen. Als Nebeneffekt der Zungenreinigung stellen viele einen verbesserten Geschmackssinn fest.

Helfen auch Spülungen?
Wir unterscheiden zwischen Mundwasser und Mundspülung. Mundwasser dient lediglich der Erfrischung und hat keinen therapeutischen Effekt. Medizinische Mundspüllösungen dagegen enthalten niedrige Konzentrationen von Fluoriden. Diese wirken auf den Zahnschmelz ein und reduzieren Karies bis zu 50 Prozent. Ebenso enthalten einige Spülungen Wirkstoffe gegen Zahnfleischentzündungen oder überempfindliche Zahnhälse. Spülungen können unterstützen, ersetzen aber keine Mundhygiene.

Wann entsteht Zahnfleischbluten?
Eine Zahnfleischentzündung (Gingivitis) ist eine bakterielle, durch den Biofilm verursachte Entzündung der Gingiva, des Zahnfleisches. Sie ist in der Regel gut therapierbar. Die Schäden am Zahnfleisch sind durch gründliche Mundhygiene reversibel. Wird die Zahnfleischentzündung aber nicht behandelt, so kann sie auf das gesamte Zahnhaltegewebe übergreifen. Es entstehen Zahnfleischtaschen, die mit Bakterien gefüllt sind, und es kommt zu Knochenabbau, der Parodontitis. Dieser Vorgang verläuft über Jahre, da er meist nicht schmerzhaft ist. Der weitere Krankheitsverlauf führt zu einer erhöhten Zahnbeweglichkeit. Ist das Haltegewebe schliesslich zerstört, fällt der Zahn aus.

Warum sollten wir regelmässig zur Dentalhygiene gehen?
Das Ziel einer DH-Behandlung ist im Endeffekt, dass die Zähne nicht ausfallen, die Mundgesundheit und somit die allgemeine Gesundheit verbessert wird. Mit einer regelmässigen Behandlung wird eine Entzündung des Zahnfleisches und des Zahnhaltegewebes (Parodont) verhindert. So haben Sie auch im Alter noch den nötigen Biss und können beim Lachen Zähne zeigen.

Danica Gröhlich ist Redaktorin bei «gesundheitheute», der Gesundheitssendung am Samstagabend auf SRF1.
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